Filmreife Leistung im Filmpalast
Junger Mann schafft Sprung aus Werkstatt auf ersten Arbeitsmarkt.
Raus aus dem geschützten Bereich einer Werkstatt, rein ins Arbeitsleben in der freien Wirtschaft. Diesen Traum haben viele kognitiv beeinträchtigte Menschen, geschafft haben es bisher nur wenige. Einer der Wenigen ist Marco Willuhn. Seit 1. November ist der 23-Jährige sozialversicherungspflichtig im Filmpalast Kassel angestellt.
„Marco macht hier einen richtig guten Job, es macht großen Spaß mit ihm zu arbeiten“, sagt Klaus Korte, Betriebsleiter des Kasseler Filmpalastes. Das Lob gibt Marco gerne zurück: „Ich fühle mich hier pudelwohl, meine Arbeit füllt mich aus und das Team um meinen Chef hat mich von Anfang an super aufgenommen.“
Vor der nun erfolgten Festanstellung arbeitete Marco Willuhn bereits seit einem Jahr im Filmpalast auf einem sogenannten Betriebsintegriertem Beschäftigungsplatz (BIB). Dabei handelt es sich um einen Arbeitsplatz außerhalb einer Werkstatt für beeinträchtigte Menschen, sie bleiben aber Angestellte der Werkstatt – haben somit immer die Möglichkeit in die Werkstatt zurückzugehen, wenn sie der Außenarbeitsplatz beispielsweise überfordert.
„Das Gegenteil ist bei Marco der Fall, er hat eine tolle Entwicklung genommen, und – um im Kino-Jargon zu bleiben - von Beginn an eine filmreife Leistung im Filmpalast abgeliefert“, sagt Frank Nützler, Jobcoach der Werraland Lebenswelten. Gemeinsam mit Julia Weber, Fachkraft für berufliche Integration der Lebenswelten, wurde Marco Willuhn über Jahre begleitet. „Unsere Aufgabe ist es, Menschen wie Marco die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen – im Idealfall auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“, so Julia Weber.
Arbeitgeber, die einen beeinträchtigten Menschen einstellen, erhalten durch das hessische Perspektivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen (HEPAS) verschiedene finanzielle Anreize in Form von Fördermitteln. Das kann ein Lohnkostenzuschuss über das „Budget für Arbeit“ sein und oder Prämien über das Integrationsamt.
„Wenn unsere Gesellschaft Teilhabe beeinträchtigter Menschen erfolgreich verwirklichen und damit zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beitragen will, braucht es mehr Arbeitgeber wie Klaus Korte“, sagt Julia Weber. Denn ohne soziales Gewissen und großes Engagement gehe es nicht. „Ab und bedurfte es etwas Geduld, um Marco die richtige Spur zu zeigen“, sagt Klaus Korte mit einem Lachen. Marco habe man aber immer angemerkt, dass er den Sprung unbedingt schaffen wolle. Ob an der Popcornmaschine oder im direkten Kontakt mit Besuchern: Marco sei eine Bereicherung für das gesamte Team.
Die Unterschrift unter seinen ersten Arbeitsvertrag ist für Marco ein Meilenstein. „Nur mit Arbeitsvertrag habe ich die Möglichkeit auf meine erste, eigene Wohnung“, sagt der Hessisch-Lichtenauer. In Kassel wolle er zukünftig wohnen. In der Stadt, wo er arbeitet. Und wo er sein nächstes Ziel angehen will: Den Hauptschulabschluss schaffen. Gelernt werden soll dafür nach der Arbeit, denn die steht für Marco über allem. „Mein größter Wunsch ist mit meiner Arbeitsstelle im Filmpalast bereits in Erfüllung gegangen. Ich bin glücklich“, sagt er.