Sie befinden sich hier:

Mitglied der Diakonie Hessen

Großer Bahnhof für Inklusion auf 22 Tandems

Eschwege war Etappenort für ein ganz besonderes Radevent

Premiere in Eschwege: Erstmals ist die Kreisstadt Etappenort bei der Euro-Tandem-Tour. Dieses sportliche Event ist so besonders, da sehende Piloten gemeinsam mit sehbeeinträchtigten Copiloten unterwegs sind. Und das eine Woche lang, täglich werden rund 100 Kilometer absolviert, die Tour führt durch fünf Bundesländern, eskortiert werden die 22 Tandem-Teams auf jeder Etappe von der Polizei.

„Als uns die Organisatorin, Maren Schwerger, angefragt hat, ob unsere Lebenswelten als Startort der zweiten Etappe zur Verfügung stehen, haben wir uns sehr gefreut. Denn solch ein inklusives, sportliches Ereignis unterstützen wir natürlich gerne“, sagt Werraland-Vorstand Georg Forchmann.

Unter der Schirmherrschaft von Verena Bentele, Weltbehindertensportlerin und zwölffache Paralympics-Gewinnerin im Biathlon und Langlauf, wird die Euro-Tandem-Tour bereits zum 13. Mal ausgerichtet. Zu verdanken ist das der Familie Schwerger aus Baden-Württemberg, die 2004 die HEM-Schwerger-Stiftung gründete, um unter anderem die Inklusion von sehbeeinträchtigten und blinden Menschen zu fördern. „Unter Inklusion verstehen wir nicht nur die Gemeinschaft von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, sondern auch das Zusammenkommen von Alt und Jung oder von Einheimischen und Fremden. Inklusion bedeutet für uns, den anderen mit seinen Möglichkeiten wahrzunehmen“, so Maren Schwerger, die selbst sehbeeinträchtigt ist.

Möglichkeiten wahrnehmen – das macht auch Andreas Loose. Der Kasseler ist einer der zehn sehbeeinträchtigten Copiloten. Und ein Beispiel dafür, dass niemand von uns seine Gesundheit für immer gepachtet hat. Denn den heute 50-Jährigen ereilte im Alter von 23 Jahren ein schlimmes Schicksal. Bei einem schweren Autounfall wurde sein Sehnerv durch den Airbag gestaucht. Seitdem ist er völlig erblindet. Über viele Jahre kämpfte er sich langsam zurück ins Leben und ist zu einem begeisterten Radfahrer geworden – mit Pilot an seiner Seite.

„Allein das Beispiel von Andreas Loose zeigt, wie wichtig der permanente Einsatz für Inklusion durch Sport ist. Nicht umsonst engagieren wir uns seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Bereichen für inklusiven Sport, um Teilhabe beeinträchtigter Menschen zu ermöglichen“, sagt Georg Forchmann.

Auch deshalb war es für die Verantwortlichen der Lebenswelten eine Herzensangelegenheit, den Radsportlern einen großen Empfang zu bereiten, um sie im Anschluss auf ihre 117 Kilometer lange Etappe über Göttingen nach Bad Gandersheim zu verabschieden.

„Wir wurden in Eschwege und bei den Werraland Lebenswelten mit offenen Armen empfangen. Herzlichen Dank für die wunderbaren Eindrücke und das gegenseitige Kennenlernen“, rief Maren Schwerger bei der Abfahrt den Werraland-Mitarbeitenden zu.

Informationen zur HEM-Schwerer-Stiftung gibt's hier: www.hemstiftung.eu

Einen großen Empfang bereiteten Mitarbeitende der Werraland Lebenswelten den Teilnehmern der Euro-Tandem-Tour. Foto: Winter