Norman Flohr ist angekommen in seinem Traumjob
Erfolgreiche Inklusion im Reit- und Therapiezentrum Witzenhausen.
Wer Norman Flohr zuhört, wenn er über seine Arbeit spricht, merkt schnell, dass er angekommen ist. Begeisterung und Ehrgeiz schwingen in seinen Worten mit, wenn er von seiner Tätigkeit im Reit- und Therapiezentrum Witzenhausen erzählt. Begeisterung, da ihm seine Arbeit unglaublich Freude bereitet. Ehrgeiz, sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten seinen beruflichen Traum zu verwirklichen.
„Am liebsten möchte ich bis zur Rente hierbleiben“, sagt Norman Flohr. Seine kognitive Beeinträchtigung merkt man dem gelernten landwirtschaftlichen Facharbeiter bei seiner Arbeit nicht an. Er mistet die Ställe, versorgt die Pferde, unterstützt tatkräftig bei Schmied- und Tierarztterminen - er hilft einfach überall da, wo Carmen Schrader ihn braucht.
„Meine Chefin“, nennt Norman Flohr sie voller Stolz und Respekt. Doch Carmen Schrader ist viel mehr als seine Chefin. Sie ist Vertrauensperson, Förderin und Ratgeberin in einem. Und prädestiniert, um Menschen wie Norman, Menschen mit Beeinträchtigungen, Halt, Zuversicht und Perspektive zu bieten. Denn Carmen Schrader hat dank ihrer Tätigkeiten als Systemische Beraterin mit Pferd und Heilpädagogische Förderung mit Pferd das Wissen und Einfühlungsvermögen, um herausfordernde Situationen zu meistern.
Es war eine Lernsituation für beide Seiten, denn auch Carmen Schrader musste lernen. Lernen, Arbeit abzugeben. „Wir Pferdebesitzer sind speziell. Unsere Pferde sind unsere Babys, da muss alles passen, deswegen erledigen wir am liebsten alles selbst“, sagt sie lachend.
Gesundheitlich eingeschränkt blieb ihr aber keine Wahl. Und dann war Norman Flohr da, seine helfenden Hände. „Norman, ja wir beide, haben unseren Rhythmus gefunden. Ich kann mich absolut auf ihn verlassen, er macht hier einen großartigen Job und entlastet mich ungemein“, so die Inhaberin des Reit- und Therapiezentrums. Jeden Morgen besprechen die Beiden, welche Arbeiten anstehen. Abends wird Resümee gezogen. Die Gespräche sind wichtig für ihn, feste Strukturen geben ihm Sicherheit.
Inklusion durch Arbeit dank heimischer Unternehmer
Norman Flohr ist über die Werraland Lebenswelten zu seiner Tätigkeit gekommen. „Unser Ziel und Auftrag ist es, Menschen mit Beeinträchtigungen Arbeit außerhalb der Werkstatt zu ermöglichen“, sagen Jobcoach Frank Nützler und Julia Weber, Fachkraft für Berufliche Integration. BIB ist hier das Schlagwort – Betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze. Sogenannte Außenarbeitsplätze für beeinträchtigte Menschen in heimischen Unternehmen. „Natürlich muss dafür vieles passen, aber die Leistungsstarken wollen nicht in unserer Werkstatt am Hessenring arbeiten, sie wollen dort arbeiten, wo alle anderen auch arbeiten“, so Frank Nützler. Gemeinsam mit Julia Weber spricht er bei Firmen vor, ermutigt sie, nennt die Vorzüge einer betriebsintegrierten Beschäftigung und den damit einhergehenden wichtigen Beitrag zu mehr Inklusion durch Arbeit. „Ein Risiko gehen die Unternehmer nicht ein, denn es handelt sich beim BIB nicht um eine Festanstellung. Die beeinträchtigten Personen bleiben Mitarbeiter der Werraland Lebenswelten, der Unternehmer zahlt lediglich ein Entgelt“, so Julia Weber.
Einer dieser Mitarbeiter, auf den das zutrifft, ist auch Norman Flohr. „Wir haben gemeinsam den besten Weg für Norman gefunden“, sagt Frank Nützler, der auch nach einer erfolgreichen Vermittlung immer als Ansprechpartner für beide Seiten zur Verfügung steht. Besonders auch dann, wenn es Probleme geben sollte.
„Von Problemen sind wir aber weit entfernt“, sagt Carmen Schrader lachend. Im Gegenteil: Norman Flohr ist auch bei den Pferdeeinstellern auf dem Hof sehr anerkannt und wird wertgeschätzt. Und abends zum Feierabend wird fachgesimpelt mit Kai, dem Sohn von Carmen Schrader, über die besten Landmaschinen. Norman Flohr hat im Reit- und Therapiezentrum mehr gefunden als eine Arbeit, die ihn erfüllt. Er ist Teil der Gemeinschaft, er gehört dazu. Mehr noch: Er ist nicht mehr wegzudenken.



