Richtiges Verhalten in extremen Situationen
Weiterbildung für Mitarbeitende der Werraland-Wohnanlagen.
Immer wieder und vollkommen zu Recht berichten Fernsehen und Presse über Gewalt in Pflegeheimen. Gewalt gegen Pflegebedürftige. Ausgeübt vom Personal, dem die Klienten oft schutzlos ausgeliefert sind.
Körperliche Gewalt ist allerdings keine Einbahnstraße. Denn auch Angestellte werden zu Opfern, werden angegriffen, werden geschlagen. Um sie auf solche Extremsituationen vorzubereiten, um ihnen Lösungsansätze an die Hand zu geben, wurden Mitarbeiter der Werraland-Wohnanlagen intensiv geschult.
Zwei Tage drehte sich alles um Gewalterfahrungen, -prävention und wie man als Mitarbeiter, der täglich in engem Kontakt zu beeinträchtigten Menschen ist, damit umgeht. „Es gibt keine Patentlösung“, sagen Roland Rehm und Christoph Sandrock. Die beiden Mitarbeiter der Sozialen Förderstätten Bebra sind erfahrene systemische Berater und Coaches für Gewaltprävention.
„Unser aller Beruf ist es, beeinträchtigte Menschen im geschützten Bereich einer stationären Wohnanlage zu begleiten und zu betreuen“, so Roland Rehm. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass einzelne Bewohner ein hohes Gefährdungspotential hätten.
„Darüber müssen wir uns immer bewusst sein. Und deswegen besteht die Notwendigkeit, dass wir uns gründlich mit der Entstehung von Gewalt und Aggression beschäftigen, um den bestmöglichen Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen zu erlernen“, sagt Christoph Sandrock, der bei den Sozialen Förderstätten selbst Leiter eines Wohnbereichs ist.
Oft werde aggressives Verhalten durch die eigenen Ängste, persönliche Krisen, Schmerzen oder Wut ausgelöst – einhergehend mit einem Gefühl der Verletzbar- und Hilflosigkeit. „Genau in diesem Spannungsfeld liegt oft die Begründung für Aggression und Gewalt“, so Sandrock.
Solche Erfahrungen machen auch die Mitarbeiter der Werraland-Wohnanlagen. „Jeder von uns hat das schon erlebt. Umso wichtiger ist es, damit angemessen zu reagieren“, sagt Alexander Perels, Teamleiter im Haus 3 der Wohnanlage in der Kasseler Straße. Dort, wo die Klienten mit starken Verhaltensauffälligkeiten leben. Perels sagt: „Unsere Arbeit ist fordernd. Wenn du Nervosität oder Angst zeigst, wird es schwierig. Unsere Bewohner erkennen das sofort.“
„Wir arbeiten mit und für beeinträchtigte Menschen. Liebenswerte Menschen, die wir sehr wertschätzen. Trotzdem müssen wir vorbereitet sein, müssen sozusagen unseren eigenen Werkzeugkasten in uns haben, um deeskalierend eingreifen zu können, im besten Fall, um solche Situationen ganz zu vermeiden. Zum Wohl der uns anvertrauten Menschen und zu unserem eigenen Wohl“, so Werraland-Mitarbeiter Frank Klubescheidt.
Vorbereitet sein, besonders dann, wenn verbale in körperliche Aggression umschlägt. Die Coaches Roland Rehm und Christoph Sandrock haben deshalb auch praktische Übungen in ihrem Seminar, wie man sich bei tätlichen Angriffen schützt, wie man sich aus solchen Situationen befreit.
„Wir wissen alle, dass es die Musterlösung nicht gibt. Unser Ziel ist stets, Gewalt und Aggression gegen unsere Mitarbeitenden wo und wann immer möglichst zu vermeiden bzw. durch erfolgreiche Deeskalation zu minimieren. Daher bringen solche Weiterbildungen selbst unseren erfahrenen Fachkräften neue wichtige Erkenntnisse für ihre tägliche verantwortungsvolle Tätigkeit “, sagt Johannes Knöfel, Leiter Besondere Wohnformen und damit verantwortlich für die stationären Wohnangebote in den Werraland Lebenswelten.
Seit Jahren werden für die Mitarbeitenden bereits Deeskalationstrainings angeboten. „Zukünftig wollen wir Konzepte zur Gewaltprävention als festen Baustein in das vielfältige Fortbildungsangebot der Lebenswelten integrieren“, so Knöfel.

