Werraland Lebenswelten

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Mitglied der Diakonie Hessen

Schritt für Schritt zur Selbständigkeit

Junge Erwachsene fühlen sich wohl in ambulant betreuter Wohnform.

„Für mich war das der richtige Schritt, hier zu wohnen, tut mir sehr gut“, sagt Tobias, einer von 13 jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung, die im Wohnbildungsbereich (WBB) der
Werraland Lebenswelten ein neues Zuhause gefunden haben.

Der 25-Jährige lebt seit einem Jahr in einer Wohngemeinschaft (WG) in Grebendorf. „Ich lerne Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung für mich selbst“. Darüber hinaus lerne er sich um Dinge zu kümmern, die ihn vor seinem Einzug in die Wohngemeinschaft nicht interessierten. „Ordnung halten, Wäsche waschen, Essen kochen, eigenes Geld einteilen gehören auch dazu.“  so Tobias.

Die Aufgabe des Teams des WBB ist es, die jungen Erwachsenen individuell und nach dem persönlichen Bedarf zu betreuen und zu begleiten. Das oberste Ziel ist möglichst selbstständig zu werden. Hierbei unterstützen die Betreuer ebenso in den alltäglichen Dingen und  den Schwierigkeiten, die eben diese mit sich bringen. Sie helfen aber auch beim Schreiben von Bewerbungen oder beim Ausbildungsstart, halten engen Kontakt zu den gesetzlichen Betreuern der 13 jungen Frauen und Männer und haben vor allem eins: ein offenes Ohr für die Belange und Probleme der Bewohner. „Es geht nicht darum, gute Ratschläge zu geben, sondern ganz wichtig ist Zuhören. Zuhören, was die Bewohner beschäftigt, welche Probleme sie teilweise umtreiben oder was gerade gut läuft“, sagt Matthias Krüger, Werraland-Bereichsleiter des Wohnbildungsbereiches.

Tobias freut sich jetzt auf seinen Start im Berufsbildungsbereich, dem Ausbildungsbereich der Werraland Lebenswelten. „Wieder ein Schritt zu mehr Selbständigkeit, zu einem geregelten Leben mit Arbeiten und Wohnen“, sagt der 25-Jährige.

Diesen Schritt hat sein Mitbewohner Maximilian bereits absolviert. Nach einer Ausbildung im Bereich Holzverarbeitung arbeitet er momentan in der Werraland-Wäscherei. „Mein großes Ziel ist aber ein Arbeitsplatz außerhalb der Werkstatt, das möchte ich schaffen“, so Maximilian.

Auch er fühle sich in der ambulant betreuten Wohnform sehr wohl. „Hier bekomme ich die Unterstützung, die ich brauche. Kann mich aber auch selbst weiterentwickeln und meinen Alltag auf gesunde Füße stellen“, sagt der junge Mann. Alltag bedeutet in der WG miteinander und voneinander lernen, Absprachen treffen und einhalten, sowie aktive Freizeitgestaltung, um so Stück für Stück selbstständiger zu werden. Dabei legt jeder
Bewohner seine eigenen Ziele, sein eigenes Tempo fest.

An vier Standorten, zwei in Reichensachsen, zwei in Grebendorf, wohnen zurzeit 13 junge Erwachsene. Jeder hat sein eigenes Zimmer, Gemeinschaftszimmer wie Küche, Wohn- und Esszimmer stehen für alle Bewohner offen. Zwei Plätze sind momentan frei und zu vergeben.

2011 hat Werraland diese innovative Wohnform eingeführt, in der junge Menschen mit Handicap von sozialpädagogischen Fachkräften im Alltag begleitet werden. Dass dieses Konzept der Begleitung und Unterstützung funktioniert, zeigt die Tatsache, dass von 20 ehemaligen Bewohnern 17 aktuell in ihrer eigenen Wohnung leben oder in anderen geeigneten Wohnformen. „Betreuung bzw. Unterstützung kann ein Mensch mit Handicap immer in Anspruch nehmen, egal für welche Wohnform sie sich entscheiden.“ so das Team des WBB.

Das Konzept des Wohnbildungsbereiches wurde unter anderem von der Diakonie Hessen gewürdigt und 2013 mit dem „Elisabeth-Preis“ ausgezeichnet. Dieser wird an Personen oder Einrichtungen vergeben, die zukunftsweisende Ideen aufzeigen und umsetzen.

Ordnung in wichtige Unterlagen bringen: Maximilian (li.) erhält Unterstützung von Matthias Krüger. Fotos: Winter
Es muss nicht immer nur um ernste Dinge gehen, gemeinsames Kuchenessen und gute Laune gehören im Wohnbildungsbereich ebenfalls dazu, wie hier (v.li.) Maximilian, Matthias Krüger und Tobias.