Werraland Lebenswelten

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„Es geht für uns alle um sehr viel“

Große Solidarität bei Werraland in extrem schwierigen Zeiten.

„Wege gemeinsam gehen – seit knapp 25 Jahren ist dies unser Leitsatz bei Werraland. Und nie war er so treffend wie momentan in diesen schwierigen Zeiten“, sagt Noch-Vorstand Gerd Hoßbach. Denn auch das heimische Sozialunternehmen ist, wie viele andere Unternehmen auch, enorm belastet durch die Corona-Krise. „Wir stehen genauso unter extremem Druck, wie zahlreiche andere Unternehmen auch“, so Hoßbach.

Besonders die Folgen durch die Schließung der Werkstatt, dem Herzstück der Werraland Lebenswelten, bereiten dem scheidenden Werraland-Chef schlaflose Nächte. „Unsere Werkstatt verantwortet einen nicht unerheblichen  Teil des Unternehmensumsatzes. Wenn der wegbricht, haben wir mächtig zu kämpfen“, sagt Gerd Hoßbach.

Damit es dazu nicht kommt beziehungsweise die enormen Einbußen abgefedert werden können, geht seit der Werkstatt-Schließung vergangenen Dienstag eine große Welle der Solidarität unter den Mitarbeitern durch das Unternehmen. „Ich ziehe meinen Hut vor unseren Mitarbeitern, mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich gegenseitig unterstützen“, so Hoßbach.

Mitarbeiter der Werkstatt und der Tochterfirma WEADI (Werraland Ambulante Dienste) haben keine Sekunde gezögert und unterstützen ihre Kollegen, speziell in den Wohnbereichen. Die intensive Betreuung und Begleitung der Bewohner in den stationären und ambulanten Wohnformen steht jetzt absolut im Fokus. „In unseren Wohnstätten machen die dortigen Mitarbeiter auch in normalen Zeiten einen großartigen und extrem wichtigen Job – jetzt sind sie nochmal mehr gefordert, da hilft die Unterstützung aus anderen Bereichen sehr“, sagt Hoßbach.

In der Werkstatt halten die verbliebenen Gruppenleiter der verschiedenen Arbeitsgruppen die Produktion so gut es geht am Leben. „Wir müssen einige Produktionen am Laufen halten, wir müssen unsere Verträge einhalten“, weiß der Werraland-Chef, unter welchem Druck die Mitarbeiter stehen. Ob in der Elektromontage oder der Wäscherei: Jede helfende Hand wird gebraucht.

„Dass sich Werkstattleiterin Michaela Harnge sofort die weiße Arbeitskleidung anzog und ihre Mitarbeiter in der Wäscherei unterstützt, zeigt, dass sich selbst unsere höchsten Führungskräfte nahtlos einreihen und sich für nichts zu schade sind – das ist gelebte Solidarität“, so Hoßbach.

Dasselbe gelte für Verwaltungsleiterin Birgit Sennhenn. Mehrere Mitarbeiter aus ihrem Team müssen aktuell zuhause bleiben, Kinderbetreuung oder gar Quarantäne aufgrund des Corona-Virus‘ sind die Gründe dafür. „Dass eine Verwaltungsleitung als Sachbearbeiter fungiert, von einer völlig unterbesetzten Abteilung ihrer Verwaltung zur nächsten springt und die Arbeiten erledigt, ist mit Worten nicht hoch genug zu loben“, zeigt sich Gerd Hoßbach begeistert von der Einstellung der gesamten Werraland-Familie.

Für Tanja Pollack, eigentlich Mitarbeiterin der Werkstatt, und Silke John von der WEADI, um hier nur Zwei beispielhaft zu nennen, stellte sich die Frage nach der Unterstützung der Kollegen erst gar nicht: „Wir müssen jetzt alle noch mehr zusammenhalten als eh schon. Für uns alle geht es um sehr viel. Daher helfen wir, wo wir können und machen unseren Dienst jetzt eben nur in einem anderen Bereich als gewohnt“, sagen die beiden Werraland-Mitarbeiterinnen stellvertretend für viele weitere Kolleginnen und Kollegen.

Und selbst Eltern von beeinträchtigten Menschen boten ihre Hilfe an, berichtet Hoßbach. „Wenn Ihr Hilfe bei der Betreuung braucht, sind wir da“, habe ihm die Vorsitzende des Elternbeirates, Christiane Ronshausen, spontan mitgeteilt.

„Es sind für alle Menschen und Unternehmen in Deutschland verdammt schwierige und existenzbedrohende Zeiten. Diese können wir nur gemeinsam meistern, mit viel Wir und wenig Ich – genau das also, was die Mitarbeiter bei Werraland gerade vorleben. Darauf sind wir unglaublich stolz“, so der scheidende Vorstand Gerd Hoßbach und der zukünftige Vorstand Georg Forchmann.

Tanja Pollack, im normalen Alltag Mitarbeiterin in der Werkstatt, unterstützt aktuell die Kollegen in der Werraland-Wohnstätte. Hier hilft sie Bewohner Bernd Malkomes beim Mittagessen. Fotos: Lars Winter
In der Corona-Krise wird jede helfende Hand gebraucht: Michaela Harnge, die als Werkstattleiterin den gesamten Geschäftsbereich „Arbeit“ verantwortet, hilft in der Wäscherei aus, wo die Arbeit für Kunden wie beispielsweise Seniorenheime, weiterlaufen muss.