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Jede Mutter eine Herausforderung

Theresa Thrän leistet Großes bei Werraland – mit nur einer Hand.

Wenn man ihr bei der Arbeit zusieht, sieht man einerseits ihre hohe Konzentration, anderseits aber auch, wieviel Freude ihr die Arbeit bereitet. Theresa Thrän leidet an einer tetraplegischen infantilen Cerebralparese, so der Fachausdruck. Theresa war eine Frühgeburt, in deren Folge eine frühkindliche Hirnschädigung auftrat. Die dadurch hervorgerufene Beeinträchtigung ist charakterisiert durch Störungen des Nervensystems und der Muskulatur.

„Ich habe eine Spastik, diesen Ausdruck kennen die Meisten“, sagt Theresa Thrän. Eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung. Betroffen ist besonders ihre linke Körperhälfte, sie kann ihre linke Hand gar nicht bewegen.

„Ich arbeite nur mit einer Hand“, sagt die 32-Jährige. Seit 2005 ist sie Beschäftigte im Sozialunternehmen Werraland, seit 2008 hat sie einen speziell für sie angefertigten Arbeitsplatz. „Der wurde von Kollegen aus der Werkstatt gebaut, ohne ihn könnte Theresa nicht arbeiten“, sagt ihre Gruppenleiterin Rita Weber.

Theresa Thrän ist in der Werraland-Werkstatt die Herrin über die Muttern. Für das Eschweger Unternehmen SAHM werden bei Werraland sogenannte Anschlagpuffer hergestellt. Ein Arbeitsschritt dafür ist Theresas Aufgabe. Mit den Augen fixiert sie das Ziel, mit ihrer rechten Hand platziert sie vorsichtig die Mutter auf dem Gewinde und beginnt sie mit viel Gefühl auf die Schraube zu drehen. „Das ist mein Bereich, das mache nur ich bei Werraland. Meine Arbeit macht mir großen Spaß“, sagt Theresa und man hört, wie stolz sie ist, diese Arbeit trotz ihrer Beeinträchtigungen leisten zu können.

„Mir fällt auch mal eine Mutter aus der Hand. Aber dann kommt einer meiner Kollegen und hebt sie mir auf“, weiß die 32-Jährige die Unterstützung und den Zusammenhalt innerhalb ihrer Arbeitsgruppe sehr zu schätzen. „Ich bin einfach dankbar für die Hilfe von allen hier“, sagt sie.

So auch beim täglichen Mittagessen. Mit ihrem Elektrorollstuhl fährt sie eigenständig in den Speisesaal, beim Essen ist sie dann auf Hilfe angewiesen. „Ich kann eine Gabel oder einen Löffel zwar halten, aber nicht damit essen“, so Theresa Thrän.

Bei Werraland weiß man Theresas Arbeit sehr zu schätzen: „Jede einzelne Mutter ist ein enormer Kraftaufwand für sie und erfordert höchste Konzentration“, sagt Rita Weber. Kollegen und Vorgesetzte sind gleichermaßen stolz auf die in Blankenbach aufgewachsene junge Frau. „Vor Theresas Leistung ziehen wir hier alle den Hut“, so Werkstattleiterin Michaela Harnge.

Ihre Arbeit bereitet Theresa Thrän viel Freude. Vorsichtig und mit einen Finger dreht sie die Mutter auf das Gewinde bis nach unten. Foto: Winter